Wenn Bilder von Krieg und Frieden erzählen

Die Wanderausstellung „Guten Tag, lieber Feind!“ an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe

Von Meryem Simsek, Studentin an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe

Immer wieder beschäftigen uns die Themen Krieg und Bedrohung, manchmal hautnah, wie der aktuelle Ukrainekrieg zeigt. Viele Familien nahmen Geflüchtete bei sich zuhause auf und hatten somit direkten Kontakt zu Betroffenen von Krieg und Flucht. Durch die Integration von geflüchteten Kindern und Jugendlichen in Schulen und Kindergärten machten auch die Heranwachsenden ihre ersten Erfahrungen mit Menschen aus dem Krieg. Dabei können sich (neue) Fragen ergeben. Die Auseinandersetzung mit geeigneter Literatur kann ein Gesprächsanlass sein.

Vom 13. Dezember 2022 bis zum 27. Januar 2023 machte die Ausstellung „Guten Tag, lieber Feind! Bilderbücher für Frieden und Menschlichkeit“ der Internationalen Jugendbibliothek Station in der Hochschulbibliothek der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Frau Prof. Dr. Ina Brendel-Kepser vom Institut für deutsche Sprache und Literatur plante, organisierte und begleitete die Ausstellung gemeinsam mit Studierenden im Rahmen einer Lehrveranstaltung mit dem Titel „Lernort Literaturmuseum“. Folgende Bilder geben einen Einblick, wie die Ausstellung an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe umgesetzt wurde:

© Isabel Gomez / Die Plakate geben einen Überblick über das Thema der Bücher, die sich darunter befinden.

Die Ausstellungskonzept war nach folgenden Themen sortiert:

  • Von erlebten Kriegen, Zerstörung und Flucht
  • Über die Entstehung und Eskalation von Gewalt und über Versöhnung
  • Von Vorurteilen, Ausgrenzung und Feindbildern
  • Friedensutopien und Antikriegsbücher

Die Ausstellung befand sich im Zentrum der Hochschulbibliothek und wurde so aufgebaut, dass sie umkreist werden konnte. Plakate mit Illustrationen und Zitaten aus den Büchern schmückten die Bibliothek und machten gleichzeitig auf die Ausstellung aufmerksam bzw. waren Teil von ihr. Berichten des Bibliothekpersonals zufolge wurde die Ausstellung auch von vielen Studierenden, die in der Bibliothek lernten, wahrgenommen. Einige nutzten ihre Lernpausen dafür, sich den Themen Krieg, Frieden und Menschlichkeit zu nähern oder geeignete Bilderbücher für Gesprächsanlässe und die Beantwortung einiger Fragen zu finden. Aber nicht nur bei den Lernenden fand die Ausstellung Anklang. Durch zahlreiche Werbeplakate erreichte die Ausstellung weitere Menschen. Außerdem wurde sie von mehreren Schulklassen besucht.

Ein Videobericht über die Ausstellung mit Frau Prof. Dr. Ina Brendel-Kepser, ist unter folgendem Link abrufbar: https://www.baden-tv.com/mediathek/video/bilderbuecher-fuer-frieden-und-menschlichkeit/ 

Neben der Organisation bestand die Aufgabe im Seminar darin, ein geeignetes Vermittlungskonzept zu erarbeiten. Hierfür kam die Actionbound-App zum Einsatz. Mit ihr kann eine digitale und interaktive Schnitzeljagd oder Rallye erstellt werden, bei der die Nutzerinnen und Nutzer einen bestimmten Ort oder Bereich erkunden können und durch interaktive Fragen und Aufträgen mehr zu einem bestimmten Thema erfahren sollen. Durch die Erstellung eines passenden Bounds war es den Besucherinnen und Besuchern möglich, tiefer in die Ausstellung einzutauchen und einen Teil der ausgestellten Bücher und ihre Figuren spielerisch kennenzulernen. Die Hauptfigur der Schnitzeljagd war der kleine Soldat, der auch auf dem Ausstellungsplakat abgebildet ist. Aufgabe der Nutzerinnen und Nutzer war es, diesen zu finden. Der Actionbound eignet sich prinzipiell für alle Altersgruppen, da Arbeitsaufträge und Fragen nicht nur verschriftlicht, sondern ebenfalls von den Studierenden eingesprochen wurden. Für Kinder, die noch nicht lesen und schreiben können, empfiehlt sich jedoch, die Aufgaben in Begleitung zu bearbeiten, da für das Antworten Lese- und Schreibkompetenzen erforderlich sind. Außerdem wird eine Vielfalt unterschiedlicher Aufgabenformate angeboten.

Screenshots / Aufgabenbeispiele

Durch das Scannen des folgenden QR-Codes kann die Schnitzeljagd durchgeführt werden:

Screenshot / Bewertet wurde die Schnitzeljagd mit 4,5 von 5 möglichen Sternen

Des Weiteren organisierte und moderierte Frau Prof. Dr. Ina Brendel-Kepser die sogenannten Lightning Talks am 17. Januar 2023. Bei ihnen handelte es sich um Blitzvorträge von circa fünf Minuten.

Prof. Dr. Alexander Weihs machte anhand des Bildes des Kleinen Soldaten, der den Krieg wieder finden wollte den biblischen Friedensbegriff in seinem Vortrag „Frieden – mehr als die Abwesenheit von Krieg“ zum Gegenstand. Des Weiteren ermöglichte Prof. Dr. Michael Baum dem Publikum durch seinen Vortrag „Fragen eines lesenden Kindes“ einen Einblick in mögliche Fragen, die sich bei einem lesenden Kind bei der Betrachtung eines bestimmten Bildes aus Chez moi la guerre ergeben. Alexander Ewald, Leiter der Hochschulbibliothek, führte die Zuhörerinnen und Zuhörer in die Kinderlesehallenbewegung ein. Annette Becker, M.A., aus dem Institut der Mehrsprachigkeit widmete sich anhand der englischsprachigen Bücher der Ausstellung den Fragen, wie Bilderbücher den Krieg erklären können, wie Bilderbücher dem Krieg den Krieg erklären können und wie Erziehende und Lehrende Bilderbücher nutzen können, um Kindern gewaltfreie Ideale zu vermitteln und sie in traumatischen Situationen zu begleiten. Im Vortrag von Dr. Katrin Schwarz, Institut für Kunst, wird die Ausstellung „Guten Tag, lieber Feind“ im Kontext der Ausstellungstheorie verortet. Den Abschluss bildete der Beitrag der Studierenden Alicia Kullmann aus der Kulturvermittlung und Nele Schomaker aus der Deutschdidakik, welche einen Blick in das Seminar „Lernort Literaturmuseum“ ermöglichten. Neben den Präsenzvorträgen gab es ein Video-Grußwort der Direktorin der Internationalen Jugendbibliothek München, Dr. Christiane Raabe. Darin berichtet sie, wie die Ausstellung bereits 1996 entwickelt wurde. Anlass für die Ausstellung waren kriegerische Ereignisse und Bedrohungen. Aufgrund der Tatsache, dass der Krieg die Menschen immer wieder beschäftigt, wurde die Ausstellung mehrfach überarbeitet. Die letzte Aktualisierung fand 2014 zum hundertjährigen Ereignis des Ersten Weltkrieges statt. Ein weiteres Grußwort kam von Alexandra Rak, die Übersetzerin des Buches Der kleine Soldat, der den Krieg wieder finden wollte. Sie erwähnt die Notwendigkeit eines Neuanfangs, der auch im Buch thematisiert wird und auch für den aktuellen Ukrainekrieg gelten muss.

Die Talks wurden vollständig aufgezeichnet und können unter folgendem Link angesehen werden: https://www.ph-karlsruhe.de/transfer/transferprojekte

Dem Abschluss der Lightning Talks folgte eine Einladung, die Ausstellung gemeinsam mit Frau Prof. Dr. Ina Brendel-Kepser und den Studierenden des Seminars zu besuchen. Dabei entstanden viele großartige Gespräche und nahezu kein Buch blieb unberührt, wie folgende Bilder zeigen:

© Isabel Gomez / Der gemeinsame Besuch nach den Lightning Talks

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Ausstellung, die Rallye mit dem Actionbound und die Finissage mit den Lightning Talks und einem gemeinsamen Ausstellungsbesuch auf ein großes positives Echo gestoßen sind.

Dankbar für die Erfahrungen, die wir machen, und für die Eindrücke, die wir sammeln durften, schicken wir, Frau Prof. Dr. Ina Brendel-Kepser und die Studierenden des Kurses „Lernort Literaturmuseum“, die Wanderausstellung auf ihre weitere Reise.

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