raus! Jugendliteraturcamp 2022 – Kooperationsprojekt zu Natur und Literatur

von Verena Wössner

Mit dem Bildungsprojekt raus! Jugendliteraturcamp 2022 haben sich die Kooperationspartner Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, das Junge Literaturhaus Köln und die Internationale Jugendbibliothek in München zusammengeschlossen, um gemeinsam mit Jugendlichen eine Verknüpfung zwischen Natur und Literatur herzustellen. Was macht Natur mit uns, wenn wir uns trauen hinzuschauen und hinzuhören, sie mit allen Sinnen zu erfahren? Und wie können diese Erfahrungen mit anderen geteilt werden?

Die Idee:
Natur ist Erholung. Natur ist Inspiration. Natur ist ein Teil von uns.
Gerade in Zeiten der Klimakrise ist der Blick in die Natur wichtiger denn je. In der Tradition des Nature Writing steht hinter Naturbeschreibungen oder -reflexionen ein beobachtender und empfindender Mensch als Subjekt. Literatur schafft es Worte zu finden für die Schönheit und die Erhabenheit, die uns in der Natur begegnet aber auch für ihre Zerstörung durch den Menschen und die Gefahren der sie und dementsprechend wir ausgesetzt sind. Literatur, Lyrik, das Spiel mit Sprache und Kunst bieten einen kreativen Raum um Emotionen zu Inspiration werden zu lassen und dem individuelle Erleben Ausdruck zu verleihen. Zwei Gruppen von Jugendlichen zwischen zwölf und fünfzehn Jahren aus München und Köln verbringen einige Tage in den Bergen respektive in der Eiffel und erleben dort aktiv, wie Natur und Literatur zusammenfinden. Spielerisch finden sie ästhetische Ausdrucksformen für ihre individuellen Naturerfahrungen. Bei einem Abschlusswochenende in Köln werden sich die Gruppen begegnen und in den Austausch gehen.

raus! aus München

Am 20. Juli 2022 startete raus! mit der Gruppe aus München, organisiert von der Internationalen Jugendbibliothek. Die M8c der Mittelschule am Inzeller Weg verbrachte vier Tage mit den Autoren Nils Mohl und Pierre Jarawan, sowie der Erlebnispädagogin Christiane Werchau im DAV Haus Hammer in Fischbachau. Nach einem kurzem Warm-up wurde die Gruppe gleich an das Schreiben herangeführt und lernte sich über versteckte Lügengeschichte von einer neuen Seite kennen. Neben einzelnen Programmpunkten hat sich das Team einige Aktionen überlegt, die über den gesamten Zeitraum des Camps durchgeführt wurden. Ein Logbuch und eine Polaroidkamera ging von Schülerin zu Schüler, die die gemeinsamen Tage schriftlich und fotografisch aus unterschiedlichen Perspektiven festhielten. So flossen eigene Gedanken, Beschreibungen, Notizen und Erlebnisse der Jugendlichen in die Dokumentation ein.

Die Abende wurden ebenfalls gemeinsam gestaltet. Alle, sowohl Schülerinnen und Schüler als auch die Betreuungspersonen und das Team, haben je ein Buch mitgebracht. Rund um das Lagerfeuer wurden die Bücher vorgestellt und lediglich die Seite 27 vorgelesen. Trotz der kurzen Ausschnitte wurden die diversen Schreibstilen und Erzählweisen klar deutlich. Die Gruppe war überrascht von den unterschiedlichen Genres, Themen und Interessensgebieten mit denen sich ihre Klassenkameraden und –kameradinnen beschäftigen.

Neben den Aktivitäten auf dem Gelände, war ein zentrales Element die Natur im oberbayrischen Voralpenland zu erleben. Eine kleine Wanderung gespickt mit Wahrnehmungsübungen und eine ganztägige Gipfelbesteigung forderten die Jugendlichen nicht nur körperlich heraus und schafften besondere Naturerlebnisse. Die Aussicht vom Gipfelkreuz belohnte für die Strapazen und hinterließen bleibende Eindrücke. Diese Naturerfahrungen fanden ihren Weg in die Schreib- und Kreativworkshops, die das Camp komplementierten.

Durch die Methode des automatischen Schreibens ließen sich die Jugendlichen vom Schreibfluss leiten und ihren Gedanken in einem Brief an sich selbst unzensiert freien Lauf. In Gedichtschnipseln erkannten sie, dass sie eigentlich über denselben Wortschatz wie Goethe oder die Lyrikerin Karin Fellner verfügen und daraus ganz eigene, klangvolle Sprachkreationen schaffen können. Mit Nature Art schufen sie vergängliche Kunstwerke in der Natur und in Zauberhafte Zehnzeilern ließen sie die Tage revue passieren. Pierre Jarawan holte die überwiegend mehrsprachigen Schülerinnen und Schüler mit einem Workshop ab, in dem ihre (Zweit-)Sprache und (Zweit-)Heimat im Fokus stand. Auch hier zentral –  die Wahrnehmung mit allen Sinnen und die detaillierte Beschreibung individueller Erfahrungsmomente.

Nach vier intensiven Tagen ging das Münchner Jugendliteraturcamp mit vielen neuen Eindrücken, spannenden Begegnungen, einer Kiste voll Texte und Polaroids, kreativen Momenten und ein wenig Muskelkater in den Waden zu Ende.

Auf dem Jägerkamp

Ende August findet das Camp der Kölner Gruppe im Nationalpark Eiffel statt. Die Postkarten mit Grüßen aus München sind schon in Köln gelandet und sollen die Vorfreude auf die Begegnung im September schüren. Denn dann kommen alle noch einmal für einen gemeinsamen Abschluss zusammen, um sich über ihre Erlebnisse auszutauschen und gemeinsam kreativ zu werden.

Eine detaillierte Dokumentation der Teilprojekte sowie des Abschlusswochenendes finden Sie auf der Projekthomepage www.julitcamp.eu.

Wir danken unseren Förderer, der Frieder Springer Stiftung, der Kämpgen Stiftung und der Waldemar Bonsels Stiftung, mit deren Unterstützung das Projekt realisiert werden konnte.


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