Jella Lepman und die Geschichte der IJB Teil 2 #femaleheritage

Im Rahmen der Blogparade der Monacensia im Hildebrandhaus, mit dem Titel „Frauen und Erinnerungskultur #femaleheritage, kommt hier Teil zwei unseres Beitrages zu Jella Lepman, die Gründerin der Internationalen Jugendbibliothek.

1945 aus dem Exil zurückgekehrt, machte sich Jella Lepman zuerst ein Bild vom zerstörten Deutschland. Sie sah vor allem die Kinder in den zerbombten Straßen, die nicht nur nach Essen, sondern auch nach geistiger Nahrung hungerten, und dass es genau diese Generation war, mit der man beginnen konnte, eine neue, gerechtere Welt aufzubauen. Bereits im Jahr 1946 organisierte sie die internationale Ausstellung „Das Jugendbuch“, in der Kinderbücher aus aller Welt gezeigt wurden. Die Ausstellung wanderte durch das ganze Land, obgleich ebenjenes gespalten war durch die Besatzung der Siegermächte. Lepman schaffte etwas Unvorstellbares, sie brachte Verlage aus aller Welt dazu, Bücherspenden zu schicken, kaum ein Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. 4.000 Kinderbücher aus 14 Ländern kamen auf diese Weise zusammen. Vor dem Hintergrund, dass zu diesem Zeitpunkt nicht nur Deutschlands Wirtschaft vom Krieg gezeichnet war, und Papier eine wertvolle Ressource, erscheint dieses Unternehmen noch viel bemerkenswerter.
Am Ende der Ausstellung wurde ein Ort gesucht, für die dauerhafte Unterbringung der zahlreichen Bücher, die teilweise so oft von Kinderhand zu Kinderhand gegangen waren, dass sie bereits ganz zerlesen waren. Gefunden wurde dieser Ort in München, zunächst im Haus der Kunst, wo auch die Ausstellung 1946 eröffnet wurde, weniger später dann in der Kaulbachstraße 11a im Münchner Stadtteil Maxvorstadt.

Die Internationale Jugendbibliothek wurde 1949 mit einem Bestand von rund 8.000 Bänden eröffnet, und war für die Kinder und Jugendlichen der Nachkriegszeit bald so etwas wie eine Insel des freien Geistes. Hier gab es neben ausländischen Büchern amerikanische Comics zu lesen, in Debattierklubs wurde über Neuerscheinungen diskutiert. Erich Kästner, mit Jella Lepman gut befreundet, leitete eine Jugendtheatergruppe, Autoren wurden kritisch interviewt, Fremdsprachenkurse und pädagogische Vortragsabende angeboten. Im Malstudio konnten die Kinder unter Anleitung des Kunstpädagogen Ferdinand Steidle arbeiten, und in der „Kinder-UNO“ stand die Frage nach den Kinderrechten im Mittelpunkt.

Doch Jella Lepmans Arbeit, allein bis zu diesem Punkt mehr als beachtlich, ging weiter. Nur drei Jahre später, im Jahr 1952, fand in München die von ihr organisierte Konferenz International Understanding through Children’s Books statt. Dort entstand die Idee des International Board on Books for Young People, kurz IBBY, welches bereits ein Jahr danach gegründet wurde mit u.a. Erich Kästner, Astrid Lindgren & Fritz Brunner als Gründungsmitgliedern. Heute umfasst IBBY zweiundsiebzig nationale Sektionen, und die deutsche Sektion ist seit 1955 der Arbeitskreis für Jugendliteratur. Von diesem Kuratorium wird nun seit bereits mehr als 60 Jahren der „kleine Nobelpreis“ verliehen, der Hans-Christian Andersen Preis. Er gilt als die wichtigste internationale Auszeichnung für Kinderbuchautoren und -illustratoren.

(c) Internationale Jugendbibliothek

Frauen und Erinnerungskultur – Blogparade #femaleheritage

Jella Lepman, Teil 1

Jella Lepman, Teil 3

4 Gedanken zu „Jella Lepman und die Geschichte der IJB Teil 2 #femaleheritage

  1. Pingback: Frauen und Erinnerungskultur – Blogparade #femaleheritage

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