Ein Tandemprojekt mit Neuankömmlingen und Gymnasiasten
Fünf Mal haben wir uns im Juni und Juli in der Bibliothek des Kurt-Huber-Gymnasiums in Lochham getroffen. Wir, das waren zwölf Schülerinnen und Schüler aus den siebten Klassen des Gymnasiums sowie aus der Übergangsklasse der benachbarten Volksschule Lochham: Ahmed, Anđela, Anne, Elham, Eliyas, Emilia, Ester, Farzad, Olivia, Rina, Yelda, Matthis – und dazu Beate Schäfer und Tina Rausch, die beiden Leiterinnen des Schreibprojekts. Ebenfalls mit dabei, zumindest in unseren Gedanken, war Luna Al-Mousli: Ihr auf Deutsch und Arabisch verfasstes Buch „Eine Träne. Ein Lächeln. Meine Kindheit in Damaskus“ diente als Inspirationsquelle für unser Schreiben und Denken.

Bei der Präsentation auf dem White Ravens Festival
Unter dem Workshop-Motto „Wer bist du?“ lernten wir uns gegenseitig kennen und entdeckten manchmal auch neue Facetten an uns selbst. In Zweiergruppen oder auch in großer Runde sprachen wir über Herkunft, Familie, Glaube und Traditionen, Lieblingsgeschichten, Wünsche und Träume. Wir sammelten besondere Wörter, staunten über Schnee, die Sterne am Himmel und andere wundersame Dinge oder versuchten, uns gegenseitig Abzählreime beizubringen. Dabei nutzten wir die verschiedensten Sprachen. Es ging nämlich nicht darum, immer Deutsch zu sprechen und zu schreiben, sondern auch Arabisch, Farsi, Dari, Englisch, Serbisch – eben das, was jeder am besten kann oder am liebsten mag! Dass wir nebenbei auch ein paar Wörter Kisuaheli aufgeschnappt haben, war eine besondere Überraschung.
Was im Laufe der sechs Wochen entstanden ist, präsentierte die Gruppe im Rahmen einer Schulklassenlesung mit Luna Al-Mousli auf dem White Ravens Festival in der IJB. Die junge Autorin aus Wien hatte schon ein paar der im Workshop entstandenen Plakate gesehen und war sehr gespannt auf die Geschichten und Texte der Schülerinnen und Schüler!
Unsere kleine Performance begann mit einem arabischen Abzählreim, vorgetragen von Ahmed und Ester. Anne und Matthis lasen über Gegenstände, die ihnen wichtig sind. Farzad erzählte auf Farsi von seinem Traum, Fußballer zu werden; und Eliyas, der mit Farzad Fußball spielt und diesen Text mit Farzad, Elham und Yelda übersetzt hatte, las ihn zusätzlich auf Deutsch. Ester nahm uns mit in eine Geschichte ihrer Kindheit; Yelda, Anne und Ester trugen Anfangsbuchstaben-Gedichte über Familie vor. Zum Schluss verriet der aus Afghanistan stammende Farzad in einem kurzen Text, was ihn zum Staunen bringt: Deutschland.
Beate Schäfer und Tina Rausch
Das Projekt wird vom Deutschen Übersetzerfonds im Rahmen des Projektes „In zwei Sprachen zu Hause“ gefördert.
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